Aufgrund reger Anfragen möchte ich heute gerne meine Erfahrungen mit der Methode "Arbeit mit Coping-Stances" aus dem Modell der Familientherapie nach Virginia Satir teilen.
"Coping-Stances" sind ein zentrales Konzept im therapeutischen Ansatz von Virginia Satir. Sie beschreiben vier Grundhaltungen oder Kommunikationsstile, mit denen Menschen auf Stress oder Bedrohung reagieren. Das Verständnis und die Arbeit mit diesen Coping-Stances können helfen, Kommunikationsmuster zu erkennen und zu verändern, um authentischere und gesündere Beziehungen zu fördern.
Die vier Coping-Stances sind:
Beschuldigen (Blaming): Hier richtet die Person ihre Energie und ihren Ärger nach außen und gibt anderen die Schuld für ihre Probleme oder Gefühle. Dies kann als Angriff oder Kritik wahrgenommen werden.
Beschwichtigen (Placating): Bei dieser Haltung versucht die Person, es anderen recht zu machen, oft auf Kosten ihrer eigenen Bedürfnisse oder Gefühle. Sie neigt dazu, die Schuld auf sich zu nehmen, auch wenn sie nicht verantwortlich ist.
Rationalisieren (Super-reasonable): Hier zieht sich die Person in den Kopf zurück und spricht in einer sehr logischen, rationalen Weise, oft ohne emotionale Beteiligung. Dies kann als distanziert oder kalt wahrgenommen werden.
Ablenken (Distracting): Bei dieser Haltung versucht die Person, die Aufmerksamkeit von dem eigentlichen Problem oder Konflikt abzulenken, oft durch Humor, ständigen Themenwechsel oder andere Ablenkungstaktiken.
Das Ziel der Arbeit mit Coping-Stances ist es, diese Muster zu erkennen und zu einem fünften Stil, dem Klärenden (Congruent), zu gelangen. Der klärende Stil ist authentisch, ehrlich und drückt sowohl Gedanken als auch Gefühle in einer ausgewogenen und respektvollen Weise aus.
Arbeiten mit Coping-Stances:
Erkennen: Der erste Schritt besteht darin, das aktuelle Coping-Stance-Muster zu erkennen. Dies kann durch Selbstbeobachtung, Feedback von anderen oder therapeutische Interventionen geschehen.
Verstehen: Es ist wichtig zu verstehen, warum man zu einem bestimmten Coping-Stance neigt. Oft sind diese Muster in der Kindheit oder in früheren Beziehungen entstanden und dienten als Überlebensstrategien.
Experimentieren: Einmal erkannt, kann man mit anderen Kommunikationsstilen experimentieren. Dies kann in einer geschützten Umgebung durch Rollenspiele geschehen.
Neue Muster entwickeln: Mit der Zeit und etwas Übung kann man lernen, automatische Reaktionen zu erkennen und zu wählen, auf eine klärende, authentische Weise zu reagieren.
Feedback einholen: Es kann hilfreich sein, Feedback von vertrauenswürdigen Personen bzw. dem Coach zu erhalten, um den Fortschritt zu überwachen und weitere Bereiche zur Verbesserung zu identifizieren.
Nehmen Sie gerne mit mir Kontakt auf für Diskussionen, Fragen oder Anmerkungen und Kommentare.
Herzlichst, Ihr Dr. Albrecht Ebertzeder
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